Montag, 8. Februar 2021

Januar 2021 - Fototour ins Krankenhaus

Warnung vor Schneesturm, Schneewehungen, dicke Schneeflocken und eine Temperatur von -7 Grad überredeten uns, eine Tour der besonderen Art zu unternehmen. Es war Sonntag, die Straßen waren leer, der Schnee fegte über den Asphalt, nur wenige Autos waren unterwegs. Unser Ziel war etwa eine Stunde entfernt, etwas abgelegen und doch umgeben von Wohngebieten und benutzten Fahrbahnen. Bei Eiseskälte, jeder Menge Schnee und extremem Wind folgten wir dem Zaun, der das eine Krankenhaus umgab, bis wir einen Eingang fanden. Schnee hat Vorteile, aber auch Nachteile. Vorteil ist, dass man immer sieht, wenn sich jemand auch in der Nähe aufhält und wo die Fußspuren hinführen, Nachteil ist, dass es bei einem selbst ebenso ist. Doch hier war nichts zu sehen und so hüpften wir abseits des Weges hin und her, um dann in das Gebäude zu treten, das uns mit offener Tür empfing. Ja, die Tür stand offen, wodurch die Kälte erst recht in den unteren Teil der Gänge zog. Uns erwartete ein ziemlich trauriges Bild: Verwüstung, Diebstahl, Zerstörung, Manipulation. Nur an einzelnen Stellen fand man noch Gerätschaften und Gegenstände, die einem verrieten, was es hier ursprünglich einmal war. 

Alles war voller Müll, leeren Kabelführungen, abgeschlagenen Deckenplatten, eingestürzten Wänden, kaputten Scheiben. Einige Gänge waren sehr dunkel, andere wurden durch die offenen Fenster erhellt. Der Wind pfiff durch die Räume, durch die Flure und ließ des öfteren die eine oder andere Tür und sämtliche Fenster zuknallen, nur damit sie dann wieder knarrend aufgingen, damit sie erneut zuknallen konnten. Unsere Nerven lagen nach relativ kurzer Zeit blank und unsere Sinne waren geschärft. Die Konzentration auf Fotos ließ nach, umso mehr fokussierten wir die Umgebung. Wir erwarteten, dass jeden Moment Schritte oder Stimmen zu hören sein könnten oder jemand plötzlich aus dem Nichts auftauchte. Absperrbänder gab es hier auch Unmengen und die flatterten echt fies im Wind, so dass man ständig dachte, da läuft jemand. In den oberen Etagen ließ es sich Olli nicht nehmen und schloss sämtliche Fenster, an denen wir vorbei kamen. Der Schnee befand sich teilweise schon in den Räumen, was neben dem ganzen Müll und den Scherben noch unheimlicher wirkte. Man fühlte sich ein bisschen wie im Film. 

Wir fanden jede Menge Graffiti, eine alte Liege, Decken und Schlafsäcke, Papierspender, Toiletten, jede Menge Unterlagen und halb zerstörte Gerätschaften im Röntgen- und OP-Bereich. Wir fanden sogar zwei Fahrstühle, die gewaltsam aufgebrochen worden waren, wo sich Olli fragte, ob die Täter tatsächlich dachten, sie würden darin Goldbarren finden. Als er einmal aus dem Fenster schaute, entdeckte er Fußspuren im Schnee, die direkt zu uns ins Gebäude führten. Wir lauschten längere Zeit und entschieden dann, dass dies ein Zeichen war, diese Erkundung für beendet zu erklären. Wir verließen leise und eilig das Gebäude und schauten uns noch eine kleine Baracke direkt daneben an, doch als wir im zweiten Gang schwarzen Schimmel entdeckten, beendeten wir unsere Tour. 

Wir stapften durch den Wald bei Wind und Schnee zum zweiten Krankenhaus. Wieder fanden wir überraschend einen simplen Eingang und sogar offene Türen. Doch auch da erwartete uns direkt dahinter ein Chaos vom Feinsten. Ständig fielen Fenster und Türen zu, es rauschte und quietschte und wieder dachten wir, wir wären nicht allein. Einmal fiel auch etwas um oder runter und wir standen erst mal wie angewurzelt da. Man, wie theatralisch. Man muss dazu sagen, dass Olli gern mit dem Gedanken durch die Lost Places geht, dass er lieber zuerst andere Menschen entdeckt und einschätzt, als dass wir zuerst gesehen werden. 

Wir schauten uns mit sensiblen Sinnen die Räume an und beendeten relativ schnell auch diese Tour, als wir jede Menge Räume fanden, die als Dauerklo benutzt worden waren. Draußen trafen wir dann auf einen jungen Mann, der sich hier frei bewegte, als gehörte ihm das alles. Und da fielen alle Vorsicht und Achtsamkeit von uns ab und wir überlegten, ob wir noch etwas anschauen oder den Rücktritt antreten wollten. Während wir da so standen und überlegten, begutachtete Olli eine Tür hinter sich, auf der "Chlorungsanlage" stand. Er schaute dann durch ein kaputtes Fenster daneben und sah mich mit einem megabreiten Grinsen an. Da hatte wohl jemand die Schwimmhalle gefunden. Voller Freude tobte sich Olli dann da drin mit Fotos aus, dann liefen wir noch einmal um das Gebäude herum, grüßten noch zwei weitere Besucher und musterten einen Moment einen jungen Mann, der gerade vom Dach kletterte. Dann liefen wir eine Treppe hinauf zum unteren Teil des Daches auf eine riesige freie Fläche und betraten die Kinderabteilung. Auch hier fanden wir jede Menge Zerstörung vor, die einem etwas die Motivation für gute Fotos nahm, deshalb verließen wir relativ schnell das Gebäude wieder und liefen weiter. Auf einem Vorplatz fanden wir dann eine alte Trage. Während wir unsere Fotos machten, wurde plötzlich eine Tür aufgestoßen und zwei weitere Männer verließen mit einem großen Stück Metall das Gebäude. Sie nickten uns zu und verschwanden in den Wald. Ok ... die waren seltsam. Wir betraten noch einmal das Gebäude und fanden eine Räumlichkeit vor, die komplett mit schwarzen Fliesen verkleidet war. In der Mitte des einen Raumes befand sich ein Abfluss auf dem Boden und Olli überlegte, ob sich hier die Pathologie befand. Einiges deutete darauf hin, doch als wir auf den Gang hinaus gingen, entdeckten wir an der Tür ein Schild, wo "Zwangssterilisation" drauf stand. Einen Moment lang dachten wir darüber nach, kamen aber zu keinem eindeutigen Entschluss und schauten uns noch einige technische Geräte an. Dann war die Krankenhaustour für diesen Tag erledigt. Vier einhalb Stunden dürften dann wohl auch reichen.

Eindrücke:

Krankenhausseite durch ein zerbrochenes Fenster fotografiert. 

...

Blast-Bandage-Verpackung für großflächige Wunden, Amputationen und Brandwunden.

Graffiti in einem Mittelgang.

Bett und Trage mit Bettzeug, vermutlich von einem Obdachlosen.

Zerstörter Seitengang mit herausgerissenen Kabelführungen.

Zerstörte Scheibe.

Loch im Glas.

Brand durch Anzünden des hier liegenden Teppichs ... ohne Worte. 

Graffiti und jede Menge Federn in der Baracke. 

Zerstörter Seitengang.

Eingangshalle mit Haupteingang vorne rechts. 

Empfangstresen im Eingangsbereich.

Empfang für bestimmte Behandlungsräume?

Schwimmhalle Richtung Beckeneinstieg.

Schwimmhalle Richtung Sprungtürmchen. 

...

Zerstörte Kinderabteilung.

Fahrstuhlbereich. 

Geöffneter Fahrstuhl und Schnee im nächsten Fahrstuhlbereich.

Teil der Rettungsstelle am Vorplatz.

Trage auf dem Vorplatz.

Ausgiebige Fotosession. 

Technikraum.

Jede Menge Knöpfe und Schalter.